Von weiten ist schon ausgelassenes Kinderlachen zu hören und die Sonne strahlt über dem Hof von Familie Eicher in Inzell. Eine ganze Traube an Grundschulkindern schart sich um Marianne Eicher, die der Reihe nach allen die Augen verbindet und in eine Fühlekiste greifen lässt. Hackschnitzel, Heu, Stroh, alles Mögliche können die Kinder erfühlen und lösen zusammen das Rätsel. Der Vierten Klasse aus Inzell macht der „Erlebnis Bauernhof“ Tag sichtlich Spaß. Zusammen wird in den Kuhstall geschaut und die Kühe gestreichelt. „Seit ganz ruhig und geht langsam auf die Kuh zu“, ermahnt Marianne Eicher die Klasse. „Die Kühe freuen sich von euch gestreichelt zu werden, doch manche mögen das lieber als andere. Respektiert es, wenn die Tiere nicht von euch berührt werden wollen.“ Die Gruppe von Kindern, vorher noch ausgelassen und laut, geht jetzt mit Bedacht durch den Kuhstall. Ab und zu hört man einen freudigen Ausruf und einige bleiben lieber mit sicherem Abstand in der Mitte des Futtertisches stehen.
Als die Bäuerin ankündigt bei der nächsten Aufgabe die Hilfe aller zu brauchen, ist die Gruppe gleich motiviert. Zusammen wird Heu in zwei Schubkarren geladen und den Kälbern gebracht. Immer wieder stellt Marianne Eicher den Kindern Schätzfragen. Oftmals sind die Viertklässler richtig erstaunt: „Hast du gewusst das eine Kuh 21 Liter Milch am Tag gibt?“, fragt ein Schüler seinen Nachbarn während der Brotzeitpause. Dieser verneint. Beide überlegen kurz, dann stellen sie fest: „Das sind ja zwei Eimer voll oder 21 Milchflaschen!“ Die Augen der Kinder werden groß.
Schon 10 Jahre gibt es das Programm „Erlebnis Bauernhof“, welches Schülerinnen und Schülern ermöglicht, einen Bauernhof und dessen Abläufe kennenzulernen. In der Region Traunstein und Berchtesgadener Land gibt es insgesamt 24 Betriebe, die sich für dieses Angebot qualifiziert haben. Um ein Erlebnis Bauernhof zu werden, muss man einen Kurs belegen, den auch Marianne Eicher absolviert hat. Sie ist seit dem Beginn des Programmes 2012 dabei und hat schon 19 Grundschulklassen auf Ihrem Hof rumgeführt. Denn Kindern soll dabei Wissen über die Landwirtschaft vermittelt werden, aber auch Alltagskompetenzen und der Umgang mit Tieren wird geschult. Gemeinsame Aufgaben und Spiele stärken außerdem die Klassengemeinschaft. Ein Tag auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit positiven Eindrücken kann den Kindern helfen Ihre Berührungsängste abzubauen. Außerdem lernen die Klassen durch Produzieren von Lebensmitteln, wie zum Beispiel die Herstellung von Butter, ihre Nahrungsmittel wert zu schätzen und nicht zu verschwenden. Auf die Frage, warum Marianne Eicher dieses Programm auf Ihrem Bauernhof durchführt, antwortet sie: „Mir ist wichtig den Kindern die Landwirtschaft näher zu bringen. Sie sollen dafür Gespür entwickeln und wissen, dass eine Kuh nicht lila ist.“
Gestärkt nach der Pause geht es für die Vierte Klasse zum Kühe melken. Da die Milchkühe nur morgens und abends gemolken werden, wird das Ganze mit Milcheimern probiert. Aufgeteilt in zwei Gruppen wird ein Handmelkwettkampf gestartet. Minutenlang feuern sich die Kinder gegenseitig an und wechseln sich immer wieder ab. Letztendlich ein sehr knappes Ergebnis und die Gewinnergruppe jubelt. „Ziemlich anstrengend“, stellt die andere Gruppe fest und alle sind sich einig, dass Handmelker von früher eine ordentliche Portion Kraft in den Händen haben mussten. Der kulinarische Höhepunkt des Tages ist ein Kräuterbutterbrot, mit selbstgeschlagener Butter. Für die selbstgemachte Butter wurde Sahne in einem Marmeladenglas 10 Minuten lang von den Kindern geschüttelt. Dazu gab es eigenhändig gesammelte Wiesen- und Gartenkräutern. Gestärkt und sichtlich zufrieden fahre die 24 Schüler und Schülerinnen nach Hause und haben den Eltern bestimmt einiges vom Tag zu berichten.
Interessierte Schulklassen, sowie landwirtschaftliche Betriebe, die gern selbst ein Erlebnisbauernhof werden wollen, können sich bei Alexandra Drexl, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten melden. Unter der Telefonnummer 0861 70983002 oder der E-Mail poststelle@aelf-ts.bayern.de erhalten Sie Auskunft, sowie Hilfe bei der Vermittlung und Umsetzung.
Text und Bilder: ©AELF Traunstein/ Anna Hörterer
Durch einen Tag auf einem Erlebnisbauernhof sollen die Kinder ihre Berührungsängste verlieren.
Marianne Eicher begrüßte seit Beginn des Programmes „Erlebnisbauernhof“ 2012 schon 19 Grundschulklassen auf Ihrem Hof in Inzell.
Durch minutenlanges Schütteln wird Sahne in einem Marmeladenglas zu selbstgemachter Butter.
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