Stark in jeder Situation

Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs an der Grundschule Inzell

Da es immer wieder Vorfälle gibt, bei denen Kinder von fremden Personen angesprochen werden und Selbstbehauptung in solchen Situationen den Heranwachsenden Sicherheit und Stärke verleihen kann, organisierte die Grundschule Inzell in Zusammenarbeit mit Adi Bernard vom Kun Tai Ko Karate Dojo Inzell kürzlich einen erfolgreichen Selbstbehauptungskurs für die Jahrgänge 1 bis 4. Die Hälfte der Kurskosten übernahm der Elternbeirat, da ihm das Thema der Selbstbehauptung und der Sicherheit der Schüler besonders am Herzen liegt. Auf diese Weise konnte der Kurs für alle Teilnehmer erschwinglich bleiben.

Der Kurs wurde zeitlich so geplant, dass er direkt nach dem regulären Unterricht in der Turnhalle der Schule stattfand, wodurch keine zusätzlichen Freistunden entstanden und der Aufwand für die Eltern minimal blieb. Nur in Ausnahmefällen mussten die Erziehungsberechtigten ihre Kinder abholen. Kursleiter Adi Bernard und sein engagiertes Team, bestehend aus seinem Sohn Ludwig Bernard, Sensei Klaus Schlöglmann und Jessica Auer vom Elternbeirat, arbeiteten mit 114 Teilnehmenden in vier Gruppen über acht Termine hinweg an wichtigen Grund- und Verhaltensregeln. Die erlernten Strategien lassen sich mühelos in den Alltag integrieren und helfen dabei, Übergriffe jeglicher Art von vornherein zu vermeiden. Im Mittelpunkt des Kurses standen dabei der Umgang mit Angst, die richtige Atemtechnik, ein sicherer Stand, eine aufrechte Körperhaltung sowie ein selbstbewusstes Auftreten. Ebenso wurden wichtige Aspekte wie der gezielte Einsatz von Blick, Gestik, Mimik und Stimme behandelt.

„Ihr seid alle etwas Besonderes und könnt bereits sehr viel. Aber auch nach diesem Kurs werdet ihr euch noch nicht so verteidigen können wie Erwachsene, da euch einfach noch die nötige körperliche Kraft fehlt. Euer Vorteil ist jedoch, dass ihr flink und clever seid und den Überraschungseffekt auf eurer Seite habt, weil niemand mit Widerstand rechnet. Nutzt das für euch!“ Mit diesen Worten eröffnete Adi Bernard den Kurs.

Konfliktbewältigung und respektvolles Streiten
Besonders fokussiert wurde auch das Thema Aggression und Wut, insbesondere im Konfliktfall. Ziel des Kurses war es, den Kindern nicht nur zu helfen, mit extremen Situationen wie körperlichen Angriffen umzugehen, sondern auch den Alltag zu meistern, indem sie lernen, respektvoll zu streiten. Zunächst wurden grundlegende Regeln besprochen, die nicht nur für den Kurs, sondern für zwischenmenschliche Beziehungen allgemein wichtig sind. Gegenseitiger Respekt sollte immer die Basis allen Handelns sein. Anstatt nur Probleme aufzuzeigen, ging es darum, Lösungen zu finden. Ein besonderer Fokus lag daher auf der Kunst des „richtigen Streitens“. Um den Kindern die verschiedenen Verhaltensweisen besser verständlich zu machen, wurden sie Tierbildern zugeordnet, die klassische Charaktereigenschaften symbolisieren, wie der starke Löwe, der dickhäutige Elefant, der durchsetzungsfähige Pavian oder die „meckernde“ Ziege. Wer seinen eigenen „Typ“ sowie den seines Gegenübers erkennt, kann möglicherweise eine Auseinandersetzung entschärfen, bevor es zu einem Konflikt kommt.

Selbstschutz und Selbstverteidigung
Mit klaren, kurzen und sachlichen Signalen, wie zum Beispiel „Lassen SIE mich in Ruhe!“ oder „Nein, ich will das nicht!“, können die Kinder nicht nur dem potentiellen Täter, sondern auch dem Umfeld signalisieren, dass eine unangemessene Situation vorliegt. „Gebt den Leuten eine Chance, euch zu helfen. Sie müssen aber wissen, dass ihr Hilfe braucht.“
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kurses waren klassische Selbstverteidigungstechniken wie das Lösen von Griffen und der Einsatz des eigenen Körpers, zum Beispiel mit Handballen oder Füßen. „Es geht darum, in jeder Situation handlungsfähig zu bleiben und niemals aufzugeben“, erklärte Adi Bernard.
„Nutze den Überaschungsmoment, befreie dich, renne weg und schreie so laut du kannst. Nutze sog. „Rettungsinseln“, die es in nahezu jeder Umgebung gibt“, riet Klaus Schlöglmann den Kindern und gab ihnen die „3 L“ als Fluchtregel mit auf den Weg: Licht, Lärm, Leute. Außerdem wurden Themen wie Täterbeschreibung, Zeugenaussagen und der Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen behandelt. Ludwig Bernard gab praxisnahe Beispiele aus dem Alltag, um das Gelernte zu veranschaulichen.

Ein besonderes Highlight war ein Kurztheaterstück, das von fünf Schülerinnen der 4. Klasse präsentiert wurde. Sie setzten das Erlernte kreativ um und demonstrierten, wie sie in verschiedenen Situationen selbstbewusst und handlungsfähig bleiben können. Die fünf Mädchen – Giulietta Schuler, Laura Koch, Maria Schwaiger, Ylvie und Nora Kaiser – beeindruckten mit ihrem Engagement und ihrer tollen Präsentation.

Zum Abschluss erhielt jeder Teilnehmer eine Urkunde sowie ein Informationsblatt mit Verhaltensregeln, wichtigen Telefonnummern und Internetlinks zu Anlaufstellen.